Bist du eigentlich ver.di Mitglied? Vielleicht hat der eine oder andere von euch diese Frage schon mal gehört. Was antwortet man da aber jetzt drauf?
Wenn man Mitglied ist, dann ist man mit einem einfachen „ja“ natürlich fein raus. Dann fragt keiner mehr nach und will dich am Ende noch überzeugen doch bei diesem super Verein mitzumachen. Es koste auch nicht viel und man habe so viele Vorteile, heißt es dann. Vielleicht entsteht auch noch eine Diskussion darüber, warum man denn nicht schon längst dabei ist, sodass ein freundliches, gequältes Lächeln und Kopfnicken bei dir dabei herauskommt und man sich still und leise fragt, wie man diesen Vertretungsverkäufer, der oder die einem ein blödes Abo aufschwatzen will, möglichst schnell wieder los bekommt. Vielleicht nimmt man auch so ein Mitgliedsformular mit, welches zu Hause auf dem Schreibtisch verstaubt. Nur um des lieben Friedens willen.
Andere haben sich vielleicht noch nicht mit dem Thema „Gewerkschaft“ beschäftigt oder es hat sie noch keiner darauf angesprochen. Vielleicht sind sie interessiert und lassen sich gerne vieles erklären, aber auch da landet das Mitgliedsformular vielleicht auf dem Schreibtisch und geht im Alltagsgeschäft unter.
Aber mal ganz ehrlich, wozu sollte man eigentlich einer Gewerkschaft beitreten? Das kostet doch nur und bringt eigentlich nichts. Oder?
Wir haben hier mal die Vorteile einer ver.di Mitgliedschaft aufgelistet:
· Die ver.di (Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft) bündelt Arbeitnehmer und Selbstständige aus 1000 Berufen, um mehr Solidarität und Gerechtigkeit in der Arbeitswelt zu erreichen oder zu erhalten. Das bedeutet mehr Solidarität und Gerechtigkeit für dich.
· Der Mitgliedsbeitrag entspricht 1 % des regelmäßigen Bruttoeinkommens. Bei nicht Berufstätigen reduziert sich der Beitrag und er kann grundsätzlich von der Steuer abgesetzt werden.
Beispiel:
Bei einem monatl. Bruttoeinkommen von 900 € wären das 9 € Mitgliedsbeitrag pro Monat.
· Ver.di setzt sich für verschiedene Belange von Arbeitnehmern ein (Arbeitsbedingungen, gerechte Bezahlung, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Grundrechte im Betrieb, Mitbestimmung, Gleichberechtigung, bei Auseinandersetzungen zwischen MitarbeiterInnen und Arbeitgeber etc.).
· Jeder kann sich einbringen und mitgestalten, da die ver.di eine demokratische Organisation ist.
· Tarifverträge können nur über eine Gewerkschaft ausgehandelt werden.
· Tarifverträge regeln nicht nur die Vergütung, sondern auch Bereiche wie Arbeitszeiten, Urlaubsansprüche, Urlaubsgeld und vieles mehr zu Gunsten der MitarbeiterInnen. Oftmals viel besser als die dementsprechenden Gesetze.
· Ist man ver.di Mitglied in einem tarifgebundenen Unternehmen, genießt man den Schutz des Tarifvertrages.
· Wenn ein Tarifvertrag verhandelt wird, können sich nur ver.di Mitglieder in die Tarifkommission wählen lassen. Die Tarifkommission verhandelt den Tarifvertrag.
· Ver.di Mitglieder stimmen über die Inhalte im Tarifvertrag mit ab. Ohne sie läuft gar nichts.
· Ver.di Mitglieder haben die Möglichkeit sich bei Ver.di eine kostenlose Rechtsberatung zu holen (Sozial- oder Arbeitsrecht).
· Während der Verhandlungen um Tarifverträge kann es zu Streik kommen. Ver.di Mitglieder bekommen von ver.di eine Streikunterstützung, da der Arbeitgeber im Streikfall das Gehalt nicht zahlt.
· Auch Betriebsräte können sich an die ver.di wenden, wenn sie in einigen Punkten nicht weiter kommen. Dort erhalten sie wichtige Informationen, werden in bestehendem Recht geschult und bekommen Unterstützung bei Aktionen für ihre Mitarbeiter (also für euch). Wenn wir als Betriebsrat nicht weiter wissen, holen wir uns oft bei ver.di Hilfe, um euch weiterhin bestmöglich vertreten zu können.
Nachteile einer ver.di Mitgliedschaft:
· Es kostet 1 % des regelmäßigen Bruttoeinkommens.
· Man muss ein Formular ausfüllen um Mitglied zu werden.
· Es können Sachen verhandelt werden durch Mehrheitsentscheide, die man nicht möchte (aber das passiert erst recht, wenn man gar kein Mitspracherecht hat).
Hier ist noch eine kleine Auflistung der Punkte, die als Nachteil einer Nicht-Mitgliedschaft bei ver.di entstehen können.
Nachteile einer Nicht-Mitgliedschaft:
· Ist man Mitarbeiter in einem tarifgebundenen Unternehmen aber kein Mitglied der Gewerkschaft (in diesem Fall ver.di) hat man keinen Anspruch darauf nach dem Tarifvertrag bezahlt zu werden oder sonstige Leistungen daraus in Anspruch zu nehmen. Das gilt nur für Gewerkschaftsmitglieder.
· Betriebe, die zu wenige Gewerkschaftsmitglieder haben, können keinen Arbeitskampf in die Wege leiten, um betriebliche Bedingungen zu verbessern, da kaum Druck auf den Arbeitgeber ausgeübt werden kann. So bleiben schlechte Bedingungen (Urlaubszeiten, Urlaubsgeld, Vergütung, Arbeitszeiten etc.) bestehen, da diese oft nicht umfassend durch die gesetzlichen Befugnisse des Betriebsrates verändert werden können.
Alles in Allem spricht schon ziemlich viel dafür eine Mitgliedschaft bei der ver.di abzuschließen. Aber das bleibt natürlich jedem Einzelnen überlassen. Mit den aufgeführten Punkten kann man sich aber zumindest ein gutes Bild darüber machen, ob sich dieses „Abo“ (Mitgliedschaft) lohnt oder nicht. Soviel sei gesagt: es ist jederzeit wieder kündbar ;)
Wichtig ist wohl noch zu erwähnen, dass die ganzen Errungenschaften und Bedingungen unserer jetzigen Arbeitsweise und der Arbeitsbedingungen auf dem Arbeitskampf der Gewerkschaften der letzten knapp 200 Jahren beruhen. Viele der Dinge, die wir heute für selbstverständlich halten, wie bezahlter Urlaub, begrenzte Arbeitszeiten, Überstundenzuschläge etc. wurden zum Teil hart erkämpft. Ohne eine Belegschaft, die sich firmen- und branchenübergreifend zusammenschließt, wäre das nicht möglich gewesen. Und ohne entsprechende Belegschaft, die für weitere Verbesserungen, oder um das bestehende Niveau zu halten, einsteht, geht es auch weiterhin nicht.
Also, wenn ihr zu Beginn des Artikels ein Mitgliedsformular mit nach Hause genommen hättet und es so oder so auf dem Schreibtisch gelandet wäre, besucht doch mal folgenden Link und tretet online bei. Das staubt weniger ;)
https://mitgliedwerden.verdi.de/beitritt/verdi
Wenn ihr weiterhin kein Interesse habt, weil diese oder andere Punkte bestehen, die für euch gegen eine Mitgliedschaft sprechen, dann hoffen wir, dass dieser Artikel euch das nötige Futter gegeben hat, um euch das nächste Mal, wenn ihr von einem Kollegen oder einer Kollegin zur ver.di Mitgliedschaft angesprochen werdet, angeregt auszutauschen.
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